Der Fluch der Perfektion

Perfektion! Wir bekommen sie ständig und überall unter die Nase gerieben. In den Sozialen Medien ist immer alles perfekt, im Radio laufen die Songs in denen man die perfekte Welle, den perfekten Partner, die perfekte Liebe, das perfekte Leben sucht.

Leben im Bus? Ist perfekt!

Im Büro? Geben wir die Unterlagen erst ab, wenn sie perfekt sind, wehe jemand findet noch einen Fehler.

Unser Ess- und Sportverhalten? Können wir noch etwas perfektionieren.

Urlaub? War erst perfekt, wenn alles so war, wie wir es uns vorgestellt haben und unsere Pläne sich erfüllt haben.

Erkennst du dich wieder? Ich mich auf jeden Fall!

Was ist eigentlich Perfektion?

Nehmen wir die Bedeutung aus dem Duden, dann ist Perfektion „Vollkommenheit“. Etwas, das nicht mehr verbessert werden kann“. Um diesen Zustand zu erreichen bedarf es einiger Anstrengung und das ist es auch: unglaublich kräftezehrend und aktuell kann ich aus eigener Erfahrung sagen: es verhindert Fortschritt.

Ich bin auch mal wieder voll in die Perfektionismus-Falle getappt: dieser Drang etwas perfekt machen zu wollen, absolut fehlerfrei und einfach so, dass alle „wow“ sagen:

Ich wollte euch so gern die perfekte Homepage präsentieren. Mit tollen Fotos, einwandfreien Links und einfacher Bedienung bis hin zur Buchung. Perfektionisten scheitern oft an den eigenen Ansprüchen. Und leider neige ich in manchen Bereichen des Lebens auch zum Perfektionismus, wobei es mehr das Streben nach Vollkommenheit als übertriebene Fehlervermeidung ist.

Was hätte ich in der Zeit, in der ich an den Webseiten gewerkelt habe alles machen können: Workshops planen, Bücher lesen, joggen gehen, meinen Roller reparieren, Freunde treffen… die Liste lässt sich endlos fortsetzen. Aber um es zusammenzufassen: ich hätte ein Thema abhaken können und mich neuen Projekten widmen, neue Kursformate erarbeiten etc. Es hätte für mich Fortschritt bedeutet und das Arbeiten an neuen Themen. Stattdessen verharrte ich in meinem Gedankenkarussell.

Eine Form von Stress

Die eigenen Ansprüche nicht zu erfüllen bedeutet Stress. Stress, den wir uns leider selbst machen. Und dabei hätte man es doch in der Hand, selbst dagegen anzugehen und zu sagen: es ist gut so, wie es ist. Nur ist es nicht immer ganz so einfach, richtig? Ich hätte seit Wochen die Homepage veröffentlichen können, aber da ist diese kleine Stimme im Kopf, die sagt: da geht noch was. Es sind Glaubenssätze, die ich mitgegeben bekommen habe von der Familie und Gesellschaft.

„Das kannst du doch besser.“ Hast du das auch schon gehört? Wenn gut nicht gut genug ist? Aber was kann man machen, um diese so tief verwurzelten Glaubenssätze aufzulösen?

Ein nicht unerheblicher Punkt ist: wir müssen es erstmal erkennen! Klingt einfacher, als es ist – glaub mir. Und dann auch noch loslassen. Du meine Güte, das wird nicht leichter.

Ich erlaube mir heute mir selbst einzugestehen: ich kriege es nicht hin. Seit Monaten (das meine ich ernst! Seit März um genau zu sein…) stresse ich mich mit der Homepage, lasse alles andere schleifen und meine Gedanken drehen sich nur noch um Optimierungen.

Und jetzt lasse ich es gehen… Die Homepage wird veröffentlicht wie sie ist, unperfekt aber dafür mit viel Herz.

Tatsächlich ist mir diese Erkenntnis auf der Matte gekommen:

Yoga gegen die Perfektion

Während ich nach längerer Zeit mal wieder einige etwas komplexere Asanas aus der ersten Ashtanga-Serie versuchte und teilweise mit viel Gelächter umkippte, kam da plötzlich dieser Gedanke: warum kannst das so spielend auf der Matte und im Leben versuchst du Dinge perfekt zu machen?

Ja krass, warum eigentlich? Was hindert mich denn daran, Dinge auszuprobieren, auf die Nase zu fallen, Fehler zu korrigieren oder einfach hinzunehmen? Im Yoga weiß ich es genau: irgendwann bekomme ich es hin, vielleicht nicht heute oder diesen Monat, aber irgendwann klappt es schon. Und wenn nicht, dann sollte es halt so sein.

Das ist so entspannend und einfach. Mir macht es auch nichts aus, wenn ich sehe wie wunderbar die Asanapraxis bei anderen klappt. Im Gegenteil, ich freue mich mit ihnen und übe einfach weiter auf meiner Matte. Ohne dabei verbissen zu sein. Ehrlicherweise war das auch nicht immer so, das kam bei mir mit der Zeit. Wie ist das bei dir? Hast du deine Yogapraxis im Laufe der Zeit verändert?

Für mich ist es so, wie man sagt: Yoga praktiziert man nicht nur auf der Matte. Je länger ich Yoga praktiziere, umso mehr darf es auch in meinem Leben außerhalb der Matte Raum einnehmen. Dazu gehört, dass ich mehr auf mich Acht gebe, mir Zeit für mich nehme und neben der regelmäßigen Yogapraxis auch Meditation und Atemübungen in den Alltag einbinde.

Yoga hat nachweislich einen Effekt auf unser Nervensystem und wirkt beruhigend. Wenn wir das zulassen, dann können wir auch alte Glaubenssätze erkennen und auflösen. Nicht sofort und ich bin mir ziemlich sicher, auch ich finde mich wieder in dem Ansatz etwas perfekt machen zu wollen, aber mit Geduld und Beständigkeit. Alle diese Tools um Rauszukommen aus dem Hamsterrad und dem Stress, den wir uns machen, haben wir. Wir müssen sie nur nutzen.

Ich jedenfalls konzentriere mich wieder mehr auf Inhalte und Angebote für euch. Ihr findet Fehler auf der Homepage? Sagt mir gern Bescheid, aber Kleinigkeiten dürfen bleiben und nur echte Bugs sehe ich mir an.

Das Leben ist doch viel zu schön, um ständig alles perfekt zu machen.

Zurück
Zurück

Wie Yoga und dein Atem deinen Stress reduzieren